Die Seidenproduktion stammt aus China

Seide zu gewinnen, produzieren oder herzustellen ist ein traditioneller Beruf, der mehere tausend Jahre alt ist. Anfänglich war er ein chinesisches Staatsgeheimnis. Man braucht viel Erfahrung und vor allem einen Schmetterling, den Maulbeerseidenspinner. Es ist seine Raupe, die Seidenraupe, die die Seidenfäden produziert.

Nach der Paarung im Frühsommer legt das Weibchen des Maulbeerseidenspinners etwa 500 runde, blassgelbe, leicht abgeflachte Eier ab. Sie sind nicht größer als ein Stecknadelkopf. Innerhalb einer Woche nach der Eiablage stirbt das Weibchen. Sein Verdauungssystem bildet sich zurück, es ist bald erschöpft und ausgezehrt. Auch das Männchen des Schmetterlings stirbt bald, nachdem es mehrere Weibchen befruchtet hat.
Es dauert ein paar Tage, dann werden die Eier grau. So bleiben sie bis im folgenden Frühjahr. Dann erst schlüpfen die Raupen, dann, wenn die Blätter des Weißen Maulbeerbaums mit dem lateinischen Namen morus alba sprießen. Diese Blätter fressen die Seidenraupen am liebsten, aber sie verschmähen auch nicht Blätter anderer Bäume, etwa des schwarzen Maulbeerbaums, morus nigra, oder der Eiche. Die Seide ist jedoch hochwertiger, wenn die Raupen ihre Lieblingsblätter bekommen.
Bereits in der Antike wusste man, dass man das Schlüpfen der Raupen durch Ausbrüten beschleunigen kann. So trugen Frauen die Eier in kleinen Säcken unter der Kleidung oder man legte sie nachts unter die Bettdecke. Heute züchtet man die Seidenraupe kontrolliert. Die Eier werden ca. zwei Wochen lang in kleinen Brutkästen  bei 10 – 15 Grad Celsius, dann bei 20  - 25 Grad Celsius bebrütet. Nach etwa 8 Tagen schlüpfen die Raupen – und fressen. Das Raupenstadium bleibt nur 6 Wochen erhalten. Man füttert die Seidenraupe drei- bis fünfmal am Tag. Die Seidenraupen bekommen frisch gepflückte Blätter des weißen Maulbeerbaums. 20.000 Raupen fressen am ersten Tag 250 Gramm gehackte Blätter, nach fünf Wochen allerdings schon 750 Kilogramm. Nach vier Wochen hat die Seidenraupe ihr ausgewachsenes Stadium erreicht. Sie ist, seit sie aus dem Ei geschlüpft ist, achttausend mal größer und zehntausend mal schwerer geworden. Die Seidenraupe muss sich am vierten Tag zum ersten Mal häuten, dann am elften, am siebzehnten und noch einmal am 25 Tag. In der letzten Woche frisst die Raupe ohne Pause und atmet durch ihre Stigmen, seitliche Körperöffnungen. Ihr Köper ist nun durchscheinend. Dann stellt die Raupe die Nahrungsaufnahme ein und beginnt sich zu verpuppen. Sie fixiert sich in vom Züchter bereitgestellten Reisig oder  künstlichen Plastikigeln. Die Seidenraupe besitzt zwei längliche Spinndrüsen, die ein Sekret produzieren, das aus dem Mund austritt. Die Raupe „spuckt“ zwei Speichelfäden aus, die zusammengeführt werden und sich zu einem Seidenfaden verfestigen. Der Seidenfaden besteht zu 75- 80 Prozent aus Fibroin – das bildet den Kern – und zu 20 – 25 Prozent aus Sericin – das bildet die Hülle. Die Raupe dreht sich und beschreibt mit dem Kopf die Form einer Acht. Das macht sie drei bis vier Tage lang und ist dann in dem Faden eingesponnen – nach 300.000 Kopfbewegungen. Ist ein Kokon fertig, so sind 700 bis 1600 Meter Seidenfaden versponnen. Der Kokon ist entweder weiß oder gelb oder auch hellrosa.
Wenn die Raupe mit dem Kokon fertig ist, schläft sie ein um sich zu verpuppen. Nach etwa zwei Wochen schlüpft dann der fertige Schmetterling.
Um sich aus dem Kokon zu befreien, sondert die Puppe mit ihrem Speichel ein Enzym ab. Dieses Enzym weicht die Fadenschichten auf und zerreißt sie. Der Züchter muss das verhindern, denn der Seidenfaden würde wertlos werden. Er lässt nur wenige Schmetterlinge schlüpfen. Die anderen Kokons werden mit Heißluft oder kochendem Wasser behandelt, so dass die Raupe dabei abgetötet wird. Die Kokons verfärben sich dabei weiß. Nach dem Einweichen in heißem Wasser wird der Kokon sorgfältig gebürstet um den Anfang des Fadens zu finden und die Seide abzuhaspeln. Bevor der Kokon ganz abgekühlt ist, fügt man die Fäden von vier bis sieben Kokons zusammen. Ein Seidenfaden, d. h. der Speichelfaden, ist nur 30 tausendstel Millimeter dick und man braucht mindestens vier, um einen Seidenfaden zu verweben. Wenn sich die Sericinhülle abkühlt, verschweißen sich die Einzelfäden miteinander. Dieser nun gewonnen Faden wird auf eine Haspel gewickelt. Nun hat man Rohseide, Grège genannt, die noch von Sericin, dem Seidenleim umgeben ist. Man entfernt ihn durch eintauchen in eine heiße Seifenlösung. Das nennt man Degumieren oder Entbasten. Jetzt hat der Seidenfaden seinen bekannten Glanz. Die Seidenfäden werden einzeln auf Filiermaschinen gedreht, filiert und anschließend zu mehreren Fäden auf eine Spule aufgewickelt, doubliert. Nun zwirnt man sie unter Drehung, mouliniert sie.
Nun geht es ans Weben. Eine Reihe senkrechter Fäden wird mit einer Reiche waagrechter Fäden verkreuzt. Die senkrechten Fäden heißen Kette. Je nachdem, wie man sie anordnet und bindet, werden unterschiedliche Stoffe erzeugt.
Auch das Färben und Besticken des Seidenstoffes hat eine große Bedeutung, denn dadurch erst wird der Wert des Produkts richtig zur Geltung gebracht.